Rückblick Braunschweiger Brandschutz-Tage 2018

Am 19. und 20. September 2018 fanden die 32. Braunschweiger Brandschutz-Tage, eine der bedeutendsten und ältesten Brandschutz-Fachtagung im deutschsprachigen Raum, statt. Zur diesjährigen Veranstaltung konnte der Tagungsleiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der Technischen Universität Braunschweig, über 800 Teilnehmer und mehr als 40 Fachaussteller begrüßen. Ein zentrales Charakteristikum der Veranstaltung ist der intensive Austausch der Teilnehmer aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zu aktuellen Themen des Brandschutzes. Dieser erfolgte in den ausgeprägt geführten Diskussionen im Anschluss der Vorträge aber auch in altbewährter Manier in aufgelockerter Atmosphäre beim traditionellen Abendempfang. Die Brandschutz-Tage unterliegen einer stetigen Weiterentwicklung im Dialog mit den Teilnehmern und Ausstellern. So wurde auf Wunsch der Teilnehmer eine stärkere Ausrichtung auf die Praxis vorgenommen, welches sich u. a. in einem verstärkten Fokus auf den anlagentechnischen Brandschutz sowie dem erstmals erfolgenden  Key Note – Vortrag zu einem aktuellen Thema mainifestierte. Im Key Note – Vortrag wurde mit dem Thema „Denkmal brandgefährlich: Zwei Schutzinteressen im Konflikt?“ ein Impuls von Dr.-Ing. Christina Krafczyk, Präsidentin Nds. Landesamt für Denkmalpflege gesetzt. Hierbei wurde die Überscheidung bzw. die teilweise konkurrierenden Anforderungen an den Brandschutz und die Denkmalpflege respektive der Bauwerkserhaltung herausgearbeitet und Ansätze der Denkmalpflege zum Substanzerhalt und Bilderhalt in Verbindung mit Brandschutzlösungen dargestellt und diskutiert. Außerdem wurde das zukünftige Zusammenwirken der beiden Disziplinen sowie der diversen Baubeteiligten erörtert. Die erste Sitzung befasste sich mit Bauprodukte im Brandschutz und wurde vom Fachbereichsleiter Brandschutz der MPA Braunschweig, Herrn Dr. Blume geleitet. Thematisiert wurden hierbei Brandschutzvorhänge: Prüfung und Verwendung im Gebäude, die neuen Verwendbarkeitsnachweise für Feuerschutzabschlüsse und reaktive Brandschutzsysteme für Stahlbauteile – Zulassungen, Ausbesserungen, Dauerhaftigkeit. Die anschließende äußerst lebhafte Diskussion umfasste die Koexistenz der nationalen und europäischen Nachweiseverfahren für Feuerschutzabschlüsse sowie die Fragestellungen der reaktiven Brandschutzsysteme hinsichtlich Dauerhaftigkeit und Leistungsfähigkeit unter Naturbrandbeanspruchung. Die zweite Sitzung widmete sich diesjährig dem anlagentechnischen Brandschutz und den Brandeinwirkungen, moderiert durch Herrn Prof. Zehfuß. Zentrale Punkte waren hier Lithiumbatterien – Brandgefahren und wirksame Brandbekämpfung, die Herausforderungen bei Sprinkleranlagen unter Beachtung der Schutzkonzepte für besondere Risiken und Materialien. Außerdem wurden die Anwendung von Ingenieurmethoden in einer U-Bahn-Station, das neue Prüfverfahren für Fassadenbrände nach DIN 4102-24 sowie Temperatureinwirkungen von Bränden in Unterdecken und Systemböden behandelt. In der abschließenden Podiumsdiskussion zeigte sich das Thema Lithiumbatterien als moderne Brandquellen im Hochbau, das Brandszenario bzw. die Schutzzielbetrachtung bei dem Fassadenbränden nach DIN 4102-24, die Validierung und Skalierung der experimentellen Untersuchungen für die ingenieurmäßige Berechnung der Personensicherheit als auch die Fragestellung der Praxisumsetzung und Übertragbarkeit der Naturbrandkurve in Unterdecken und Systemböden als stark diskussionsbedürftig. Die zum vierten Mal erfolgende Verleihung des Dietmar Hosser-Preises an herausragende studentische Arbeiten zur Nachwuchsförderung im Brandschutz­ingenieurwesen beendete den ersten Tagungstag. Mit der Arbeit zur „Quantifizierung der CO-Freisetzung bei Schwelprozessen von Holzfaserdämmstoffen in WDVS einschließlich Überprüfung der Anwendbarkeit auf Holz basierender Pyrolysemodelle“ konnte Herr Patrick Sudhoff (HS Magdeburg-Stendal) die fachkundige Jury überzeugen und den ersten Preis in Empfang nehmen. In einem sehr interessanten Vortrag präsentierte Herr Sudhoff dem anwesenden Fachpublikum Auszüge seiner umfangreichen Arbeit. Den zweiten Platz erlangte Frau Claudia Book (TU Braunschweig), welche mit ihrer Arbeit „Zum Brandverhalten von Elektrofahrzeugen in Garagenbauwerken“ ein aktuelles und praxisrelevantes Thema erschließt. Dritte Preisträgerin ist Frau Lisa Grobe (TU Braunschweig), welche in ihrer Arbeit die „Beurteilung der Rettungsweggestaltung eines bestehenden Stadions unter Anwendung von Räumungsanalysen“ behandelte. Mit einer begleitenden Poster-Präsentation hatten alle BewerberInnen Gelegenheit ihre eingereichte Arbeit während der Veranstaltung dem breiten Fachpublikum zu präsentieren und sich in ausführlichen Gesprächen mit den Tagungsteilnehmern auszutauschen. Die dritte Sitzung am zweiten Tagungstag beschäftigte sich mit Brandschutzkonzepten für Sonderbauten unter Moderation von Herrn Foth (geschäftsführender Gesellschafter in einem Brandschutzingenieurbüro). Vorgestellt wurden innovative Konzepte u. a. vom Neubau des Terminal 3 am Flughafen Frankfurt/M, dem Brandschutz für das DomRömer Areal in Frankfurt/M, dem WDR Filmhaus mit Sky Treppe in Köln und Brandschutzkonzepte für moderne Logistikzentren. Des Weiteren wurde der aktuelle Stand zum Übergang der MVV TB in die Praxis präsentiert. Während der nachfolgenden Diskussion wurden die Grundlagen der verschiedenen Brandschutzkonzepte, die enthaltenen Abweichungen vom Landesbaurecht sowie umgesetzte Kompensationsmaßnahmen ausführlicher diskutiert. Zudem sind noch Unsicherheiten im Umgang mit der MVV TB und der MBO im Hinblick auf konkurrierende Anforderungen und notwendige Verwendbarkeitsnachweise vorhanden. Die vierte Sitzung zum Abschluss der Tagung, die sich mit dem Brandschutz im Industriebau befasst, leitete Prof. Hosser. Neben den Neuerungen in der MIndbauRL, der Anwendung von ingenieurgemäßen Nachweisen gemäß DIN 18009 im Industriebau, der Realisierung von Industriebauten und Einsatzgrenzen der Feuerwehr bei Bränden in Industriebauten wurde der Fokus ganzheitlich auf den Industriebau gerichtet. Entsprechend ist den Teilnehmern die Darstellung des Industriebaus aus Sicht der Bauaufsicht, des Brandschutzingenieurs, der Bauausführung sowie der Feuerwehr dargelegt worden. Die anschließende Diskussion drehte sich um die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr bei Industriegebäuden, der historischen Entwicklung von Inhalten der MIndbauRL und der Anwendbarkeit der DIN 18009 in Kombination mit der MIndbauRL. Begleitend zur Tagung zeigte die, von den Teilnehmern gut besuchte, Fachausstellung aktuelle Entwicklungen und Neuerungen in den Bereichen des baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes. Eine bereits feste Größe weist die 5. Ausgabe des, am Vortag der Braunschweiger Brandschutz-Tage stattfindenden, Symposium „Heißbemessung – Structural Fire Engineering“ auf. Zu Beiträgen aus den Themengebieten der rechnerischen ingenieurmäßigen Brandschutz-Nachweise, der Ermittlung von Brand- und Rauchausbreitung sowie neuster Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten zu Bemessungsansätzen ergaben sich Gelegenheiten für intensive Diskussionen für die über 130 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis. Eine Bereitstellung umfangreicher Informationen für Tagungsteilnehmer und Fachausteller erfolgte wie gewohnt auf dem Informationsportal http://www.brandschutztage.info. Das iBMB blickt auf eine erfolgreiche und diskussionsfreudige Veranstaltung zurück. Die Planungen für die kommenden Brandschutz-Tage am 25. und 26.09.2019 sind bereits angelaufen. Für eine stetige Weiterentwicklung und Themenvorschläge können Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsens http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.