Rückblick Braunschweiger Brandschutz-Tage 2021

Die 35. Braunschweiger Brandschutz-Tage fanden am 15. und 16. September 2021 statt. Zur diesjährigen Veranstaltung konnte der Tagungsleiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der Technischen Universität Braunschweig, über 520 Teilnehmer begrüßen. Auf Grund der anhaltenden Covid-19-Pandemie wurde die Fachtagung nach 2020 zum zweiten Mal als Online-Veranstaltung durchgeführt. Ein Vorteil des Formats war der Wegfall von Anreiseaufwendungen der Teilnehmer. Allerdings konnten die Fachausstellung und die traditionelle Abendveranstaltung erneut nicht stattfinden. Dennoch wurde die Fachtagung, mit der Möglichkeit Fragen über den Chat zu stellen und an Umfragen teilzunehmen, interaktiv mitgestaltet. Im Gegensatz zum letzten Jahr wurde diesmal auch wieder das Symposium Heißbemessung in seiner 7. Auflage am Vortag der Fachtagung durchgeführt, auch als Online-Veranstaltung mit der Rekordteilnehmerzahl von 200. Im Symposium wurde über neueste Forschungsergebnisse im konstruktiven Brandschutz, bei der Modellierung der thermischen Einwirkungen sowie im Holzbau berichtet.

Am Morgen vor der Fachtagung fand wieder der gemeinsam mit dem bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. ausgerichtete 3. Workshop Feuerlöschanlagen statt. Die Entwicklung der Regelwerke, Schaumlöschanlagen und der Schutz von Li-Ionen-Batterien waren die vorgestellten Themen, welche mit den Teilnehmern anschließend diskutiert wurden.

Die Fachtagung wurde mit der Key-Note-Präsentation von Herrn Prof. Zehfuß zum Thema „Ein ZeBra für den Brandschutz – Das neue Zentrum für Brandforschung“ eingeleitet. Den Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmern wurde ein Ausblick auf neue und erweiterte Forschungsmöglichkeiten im Hinblick auf aktuelle Fragestellungen wie z. B. nachwachsende Rohstoffe und Energiespeicher präsentiert. Das neue Forschungszentrum wird einzigartige experimentelle Möglichkeiten wie die europaweit einmaligen 20 MW-Großkalorimeter bieten, mit denen u. a. die Branddynamik von Gebäudebränden, neuartigen Fassadenkonstruktionen, Lagerkonfigurationen und Fahrzeugen untersucht und vermessen werden kann.

Die erste Sitzung der Fachtagung befasste sich mit dem anlagentechnischen und abwehrenden Brandschutz und wurde von Frau Aeissen (MPA Braunschweig) geleitet. Thematisiert wurden hierbei die Entrauchung von Tunnelbauwerken, der Einsatz von Wassernebellöschanlagen in sicheren Treppenräumen sowie das Zusammenspiel von Sprinkleranlagen mit der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr. Umfangreiche Statistiken aus Einsatzstellenbegehungen der Feuerwehr rundeten das Themenfeld ab. Die anschließenden Diskussionen behandelten besonders den Ansatz von aktiver Anlagentechnik in Treppenräumen im Vergleich zum baulichen Brandschutz als passive Lösung.

Die zweite Sitzung widmete sich traditionell den Normen, Richtlinien und Verordnungen. Die Moderation übernahm Herr Plietz (Oberste Bauaufsicht Nordrhein-Westfalen). Neben dem Entwurf der E DIN 18009 Teil 2 (Räumungssimulation und Personensicherheit) wurde die allgemeine Entwicklung der Normung im Brandschutzingenieurwesen mit dem Ziel von individuellen Lösungen vorgestellt. Anschließend wurden Änderungen der Muster-Garagenverordnung thematisiert. Ein Einblick über deutsche Vorschriften hinaus wurde mit dem Vortrag zu neuen Brandschutzregeln für Hochhäuser in England gewährt. Zur Novellierung der Muster-Garagenverordnung und insbesondere über die kritische Hinterfragung von erhöhten baulichen Anforderungen stellte sich eine lebhafte Diskussion ein.

Am Abend wurden in vier digitalen Diskussionsforen weitere Aspekte zum Holzbau, zur Garagenverordnung, zu Wassernebellöschanlagen in Rettungswegen und zur Leistungsfähigkeit der Feuerwehr diskutiert. Die vier Themenschwerpunkte wurden durch die Teilnehmer interaktiv über eine Umfrage ausgewählt.

Am zweiten Tagungstag beschäftigte sich die dritte Sitzung mit innovativen Brandschutzlösungen unter Moderation von Herrn Dr. Upmeyer (Hagen Ingenieure). Vorgestellt wurden innovative Brandschutzkonzepte für die Nationalbibliothek in Luxemburg und den Neubau der PTS Station F am Flughafen Frankfurt unter Anwendung von Ingenieurmethoden. Des Weiteren erfolgte die Erörterung der Anerkennung und der Aufgaben von Prüfingenieuren für Brandschutz nach der Neufassung zur Landesbauordnung NRW. Forschungsvorhaben zur frühesten Brandphase anhand von Laborversuchen und Feldexperimenten im Rahmen von Anlagentechnik sowie Großversuche an Holzbauten im Rahmen des TIMpuls-Vorhabens unterstrichen den Innovationscharakter der dritten Sitzung. Neben möglicher Sprachbarrieren bei Projekten im Ausland und teils konservativerer Auslegung von Rettungswegbreiten wurden in der anschließenden Diskussion auch die Umsetzung der Ingenieurmethoden und deren Prüfung im Genehmigungsverfahren behandelt.

Die vierte Sitzung zum Abschluss der Tagung leitete Herr Prof. Hosser unter dem Thema „Eurocode-Brandschutznachweise – Was tut sich in Europa?“. In vier Fachvorträgen wurden die Neuerungen und Änderungen der Eurocodes 1 bis 5 von Brandeinwirkungen, über Stahlbeton- und Spannbetontragwerken, Stahlbau und Verbundbau bis zum Holzbau vorgestellt. Neben einem leidenschaftlichen Plädoyer für einen kürzeren Normungsprozess wurden einzelne Faktoren und Nachweisschritte diskutiert sowie die Art der Festlegung von unterschiedlichen Brandlastdichten in Büros, auf Grund der fortschreitenden Digitalisierung, auch für zukünftige Nutzungen hinterfragt.

Eine Bereitstellung umfangreicher Informationen für Tagungsteilnehmer erfolgte wie gewohnt auf dem Informationsportal http://www.brandschutztage.info. Das iBMB blickt auf eine erfolgreiche und diskussionsfreudige Veranstaltung zurück. Die Planungen für die kommenden Brandschutz-Tage am 14. und 15.09.2022 sind bereits angelaufen. Wir freuen uns, Sie dann wieder persönlich begrüßen zu dürfen.

Für eine stetige Weiterentwicklung und Themenvorschläge können Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsenz http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.